Die häufigsten Fragen rund um das Bundesnetzwerk 3R

Wir haben für Sie die häufigsten Fragen und Antworten rund um das Bundesnetzwerk 3R zusammengestellt. Haben Sie dennoch eine Frage, die in den FAQs nicht beantwortet wird, so können Sie uns gerne über E-Mail kontaktieren E-Mail-Adresse Bundesnetzwerk3R@vdivde-it.de.

1. Was ist die Mission des Bundesnetzwerks 3R?

Im Zentrum des Bundesnetzwerks 3R steht der inter- und transdisziplinäre Dialog zwischen Wissenschaft, Industrie, Verwaltung sowie Interessenverbänden. Das 3R-Konzept beschreibt das Ziel, Tierversuche zu vermeiden (Replace), die Zahl der Versuchstiere zu reduzieren (Reduce) und ihr Leiden auf ein Minimum zu beschränken (Refine). Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Bundesnetzwerk 3R versteht sich als Initiator, um Austausch- und Begegnungsmöglichkeiten zwischen den unterschiedlichen Disziplinen zu ermöglichen, die 3R-Methodenforschung in Deutschland voranzutreiben und langfristig Tierversuche zu reduzieren.

2. Wen adressiert das Bundesnetzwerk 3R?

Das Bundesnetzwerk 3R bringt in Deutschland alle Beteiligten im Bereich der Alternativmethoden und deren Erforschung zusammen. Dazu gehören Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Zulassungsbehörden, Industrie, Politik sowie Interessensverbände aus Forschung, Tierschutz und Tierpflege. Eine besondere Rolle in der 3R-Landschaft spielen die 3R-Zentren in Deutschland. Gemeinsam unterstützen alle beteiligten Akteure die Prinzipien der 3R (Replace, Reduce, Refine), deren Erforschung und den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis. Das Bundesnetzwerk 3R bietet damit einen dialogischen Rahmen für die Stärkung der 3R-Methodenforschung und deren Implementierung.

3. Wieso fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Bundesnetzwerk 3R?

Die Entwicklungsmöglichkeiten der 3R-Forschung sind immens, für einzelne Unternehmen oder Institute jedoch mit hohen finanziellen Risiken verbunden. Das ist nur einer von vielen Gründen, weshalb neue Methoden häufig in der „Schublade verschwinden“ und nicht in die Anwendung gelangen. Durch eine stärkere Vernetzung von Tierversuchsnutzenden und Entwicklern von Alternativmethoden, der Forschungscommunity untereinander und den regulierenden Behörden kann ein besserer Erfahrungsaustausch gelingen, der zu einem verstärkten Einsatz von Alternativmethoden und so zu einer Reduzierung der Tierversuche führen kann. Hier setzt das vom BMBF initiierte Bundesnetzwerk 3R an. Es soll die Entstehung einer erweiterten Community zu Alternativmethoden zum Tierversuch unterstützen, den Wissenstransfer und den Dialog untereinander stärken und somit zum Ausbau der 3R-Forschung führen.

4. Welche aktive Rolle nahm und nimmt das BMBF im Rahmen des Bundesnetzwerks 3R ein?

Das BMBF hat sich mit dem Bundesnetzwerk 3R zum Ziel gesetzt, den Transfer von Alternativmethoden in die Anwendung zu beschleunigen. Dem Entwicklungsprozess der strategisch inhaltlichen, kommunikativen und funktionalen Ausrichtung des Bundesnetzwerks 3R ging eine durch das BMBF beauftragte Bedarfsanalyse mit Datenerhebungen auf mehrerlei Ebenen voraus. Dazu gehörte eine Ist-Analyse der aktuellen Forschungs- und Studienlandschaft in Deutschland sowie die Identifikation möglicher Hürden für den aktuellen Wissens- und Praxis-Transfer. Ein beauftragtes Marktforschungsinstitut erfragte und besprach die Informationsbedarfe und Erwartungen der forschenden Einrichtungen und Unternehmen an ein neues Kompetenznetzwerk in Einzelinterviews und Fokusgruppen. Daraus entstand das Bundesnetzwerk 3R. Im dem Bundesnetzwerk 3R kommen seither alle zentralen Akteure der 3R-Forschung mit beteiligten Stakeholdern wie Ministerien, Behörden und Interessensgruppen zusammen. Das BMBF nimmt als Initiator und Absender des Bundesnetzwerks 3R die Rolle des Vermittlers und Moderators ein. Mitglieder erhalten u.a. aktuelle Informationen aus der Forschung, Hinweise auf themenrelevante Veranstaltungen und Einladungen zu eigenen Veranstaltungsangeboten des Bundesnetzwerks 3R. Das Online-Angebot des Bundesnetzwerks 3R bietet Akteuren eine Plattform, auf der sie ihr 3R-Profil teilen und Informationssuchenden Hinweise auf passende Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für den Austausch zu 3R-Methoden geben können. Das Bundesnetzwerk 3R bietet somit eine Ergänzung, Erweiterung und Vernetzung zu bestehenden Informationsangeboten und Initiativen im Bereich der 3R.

5. Ist das Bundesnetzwerk 3R ein Zusammenschluss bestehender 3R-Zentren?

Nein, das Bundesnetzwerk wurde unabhängig von bestehenden 3R-Zentren ins Leben gerufen und versteht sich als übergreifendes Dach für Dialog und Vernetzung der 3R-Forschungslandschaft in Deutschland.

6. Wie kann das Bundesnetzwerk 3R die 3R-Forschung in Deutschland unterstützen?

Das Bundesnetzwerk 3R möchte Forscherinnen und Forschern im Bereich der 3R-Forschung mit allen aktiv beteiligten Akteuren wie Tierpflegenden, Mitarbeitenden von Regulierungsbehörden und Stakeholdern aus der Industrie in einen konstruktiven und kontinuierlichen Austausch bringen. Über die klassische Fachinformation und das Online-Angebot hinaus vermittelt das Bundesnetzwerk 3R Themen und Informationen – z. B. zur Projektförderung. So erhalten weite Kreise Einblicke in die Prozesse und Möglichkeiten der Forschungsförderung und der Alternativmethoden. Das Kommunikations- und Dialogangebot des Bundesnetzwerks 3R soll kontinuierlich ausgebaut werden. Zum interdisziplinären Austausch und zur Vernetzung lädt das Bundesnetzwerk regelmäßig zu verschiedenen Veranstaltungen ein.

7. Welche Angebote hat das Bundesnetzwerk 3R?

Das Bundesnetzwerk 3R versteht sich als interaktive Kompetenzplattform der 3R-Forschung und -Anwendung in Deutschland, über die sich die Mitglieder informieren, aber auch aktiv einbringen können. Diese Angebote sowie Standort- und Personenprofile der Akteure, die zusammen eine geografische Übersicht der 3R-Forschungslandschaft abbilden, sind auf der zentralen Website abrufbar. Es gibt einen offenen und einen geschützten Bereich für registrierte Mitglieder, die sich hier disziplinübergreifend vernetzen können.
Das Internetangebot inkludiert Veranstaltungshinweise der Mitglieder, News aus der aktuellen Forschung sowie nützliche Links etwa zu bestehenden 3R-Info-Seiten oder Datenbanken im Rahmen der Alternativmethoden. Das Netzwerk plant und setzt flankierende Kommunikationsmaßnahmen und eigene Veranstaltungen um. Über den partizipativen Veranstaltungs- und Kommunikationsansatz können sich alle interessierten Akteure in den Diskurs einbringen und das Bundesnetzwerk 3R mitgestalten. Ein Newsletter informiert Mitglieder auf Wunsch regelmäßig über Neuigkeiten aus dem Bundesnetzwerk 3R.
Das Prinzip des Bundesnetzwerks 3R ist es, dass sich alle Kompetenzträgerinnen und Kompetenzträger in das Informationsangebot einbringen. Themen, Ideen, Anregungen und konkrete Vorschläge können über die zentrale E-Mail-Adresse E-Mail-Adresse Bundesnetzwerk3R@vdivde-it.de eingereicht werden. Die Angebote des Bundesnetzwerks 3R sind kostenfrei, gegebenenfalls kann für die Teilnahme an Veranstaltungen eine Kostenumlage anfallen.

8. Was ist das 3R-Prinzip?

Das sogenannte 3R-Konzept geht auf die Wissenschaftler William Russell und Rex Burch zurück. Es wurde erstmals 1959 in ihrem Buch „The Principles of Humane Experimental Technique“ veröffentlicht und bildet bis heute das Leitprinzip, nach dem Tierversuche durchgeführt werden. Die 3R gehen hierbei auf die drei englischen Begriffe Refine (Verbessern), Reduce (Reduzieren) und Replace (Ersetzen) zurück. Nach dem 3R-Prinzip gibt es zahlreiche Bemühungen, Tierversuche wenn möglich vollständig zu ersetzen (siehe dazu FAQ 9), die Anzahl der verwendeten Tiere für Versuche zu reduzieren oder die Versuchsbedingungen für Versuchstiere zu verbessern und somit die Belastung der Tiere zu vermindern.

9. Was versteht man unter Alternativmethoden zu Tierversuchen?

Neben dem Begriff „Alternativmethoden“ werden in der Literatur zahlreiche weitere Begriffe wie Ersatzmethoden, Ergänzungsmethoden und NAMs (new approach methodologies) genutzt. Gemäß der Sprachregelung des BMBF umfassen Alternativmethoden das gesamte Methodenspektrum der 3R-Forschung. Sie können somit sowohl Ersatzmethoden als auch im Sinne des Refine oder Reduce Ergänzungsmethoden adressieren. Alternativmethoden und deren Entwicklung dienen grundsätzlich der Umsetzung und Ausschöpfung des 3R-Potenzials. Entsprechend werden Alternativmethoden vorrangig als Ersatzmethoden für einen bestehenden Tierversuch verstanden, aber auch im Sinne einer Reduktion der Tierversuchszahlen oder Verbesserung eines bestehenden Tierversuchs bezüglich des Tierwohls.

10. Welche finanziellen Mittel stellt das BMBF für die 3R-Forschung zur Verfügung?

Das BMBF fördert bereits seit 1980 erfolgversprechende neue Ansätze und Methoden im Bereich der Alternativen zum Tierversuch. Insgesamt wurden in den letzten 40 Jahren mehr als 680 Projekte mit über 220 Mio. Euro unterstützt. Damit ist das BMBF der größte Fördermittelgeber auf diesem Gebiet in Deutschland. Im Rahmen der Förderrichtlinie „Alternativmethoden zum Tierversuch“ werden jährlich neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von etwa 5 Mio. Euro gefördert. Darüber hinaus flossen 2019 über 1 Mio. Euro in die trinationale Richtlinie „InnoSysTox-Moving – Innovative Systemtoxikologie als Alternative zum Tierversuch – Hin zur Anwendung“ zur Förderung von transnationalen Ansätzen aus systembiologischer und toxikologischer Forschung sowie der Erforschung von Alternativmethoden.

11. Welche Projekte fördert das BMBF im 3R-Bereich?

Aktuell werden rund 77 Projekte durch das BMBF im Bereich „Alternativmethoden zum Tierversuch“ gefördert (Stand 10/2023). Zusätzlich werden hier auf der Seite des Bundesnetzwerks 3R Erfolgsgeschichten und Leuchtturmprojekte der BMBF-Förderung sowie Chancen und Herausforderungen aktueller Projekte vorgestellt.

12. Welche Erfolge hat 3R bereits vorzuweisen?

Das 65 Jahre alte 3R-Prinzip hat auf vielfältige Weise zu neuen Erkenntnissen, weitreichenden Gesetzesänderungen sowie Veränderungen der Arbeitsweisen und Tierhaltungskultur im Forschungsalltag beigetragen. Die am 22. September 2010 veröffentlichte EU-Richtlinie 2010/63 „zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere“. Diese wurde 2013 in Deutschland im Rahmen des Tierschutzgesetzes in deutsches Recht umgesetzt. 2021 erfolgten Anpassungen des Tierschutzgesetzes. Im Dezember 2022 ratifizierte der US-amerikanische Präsident Joe Biden den FDA Modernisation Act 2.0. Dieser sieht erstmals vor, dass „nonclinical tests“, die verschiedene Alternativmethoden umfassen können, statt Tierversuchen genutzt werden können, um die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Wirkstoffe zu testen. Weitere Einschätzungen und Berichte von Expertinnen und Experten finden Sie hier.

13. Welche Technologien wurden und werden zur Reduzierung von Tierversuchen eingesetzt?

Die letzten 20 Jahre kommen einem technologischen Quantensprung gleich, was die Möglichkeiten zum Einsatz von Alternativmethoden betrifft. Heutzutage existieren vielfältige neue Technologien im Bereich der künstlichen Intelligenz, sogenannte „in-silico approaches“. Es können weiterhin 2D- und 3D-Zellkulturen angelegt und komplexe mikrofluidische Systeme zur Nachstellung ganzer Organsysteme gebaut werden - bis hin zu mehrschichtigen Organoidstrukturen, die Organfunktionen rekapitulieren können. All diese Technologien lassen sich nutzen und kombinieren, um derzeit noch notwendige Tierversuche langfristig zu reduzieren.

14. Wer forscht aktuell in Deutschland an den 3R?

Eine Vielzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht in Deutschland an Universitäten, Forschungseinrichtungen, aber auch in Behörden und in der Industrie an Alternativmethoden, was Deutschland zu einem Vorreiter auf diesem Gebiet macht. Das Bundesnetzwerk 3R zeigt auf seiner Website eine Deutschlandkarte mit den Standorten und Profilen seiner Mitglieder.

15. Wo kann ich als interessierte/r Bürgerin oder Bürger weiterführende Informationen zum Thema Tierversuche finden?

Zu empfehlen sind die Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, des Bf3R und der Initiative Tierversuche verstehen – Eine Informationsinitiative der Wissenschaft. Auf EU-Ebene gibt beispielsweise die Europäische Kommission weitere detaillierte Auskünfte zum Thema Tierversuche.

16. Wo kann ich als interessierte/r Bürgerin oder Bürger weiterführende Informationen zum Thema Alternativmethoden und deren Erforschung finden?

Weitere Informationen bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R), das 3R-Portal, die Plattform 3R-SMART und auf EU-Ebene die Plattform Norecopa.

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